Markt-Highlights
  • Bitcoin ist nahe an den USD 20.000 und hat damit die alten Höchststände aus 2017 wieder erreicht. Die Marktkapitalisierung beträgt ca. USD 350 Mrd., oder in etwa 4 % der aktuellen Goldkapitalisierung von USD 9.200 Mrd. Im Gegensatz zu damals besteht aber kein medial breitgetretener Hype.
  • Die Akzeptanz von Kryptowährungen steigt. So wie bereits Square, ermöglicht PayPal seinen Kunden in den USA seit November den Kauf von Kryptos. Das Angebot erfreut sich grosser Beliebtheit. Zusätzlich plant das Unternehmen, in absehbarer Zeit eine Bitcoin-Bezahlfunktion bei den Händlern im PayPal-Netzwerk anzubieten. Auch das Interesse von institutionellen Investoren nimmt zu, welches durch eine bessere Marktinfrastruktur in Form von Verwahrlösungen und depotfähigen Investitionsvehikeln umso mehr steigt.
  • Weltweit widmen sich Zentralbanken der Einführung von Digitalwährungen auf Basis der Blockchain-Technologie (CBDC). Vor allem China ist mit dem E-Yuan vorne dabei.
Kryptowährungen im Fokus

Aufgrund der positiven Marktentwicklung beschäftigen sich zunehmend mehr Investoren mit dem Thema Digitalwährungen. Die meistgestellten Fragen drehen sich darum, was Kryptowährungen eigentlich sind und wo die Unterschiede bei den verschiedenen Coins liegen. Um eine Diskussion zu ermöglichen, ist es wichtig, eine solide Wissensbasis über die Grundbegriffe zu haben. Aus diesem Grund möchten wir in diesem Bericht eine prägnante Übersicht zu den wichtigsten Aspekten liefern.

Bitcoin

Bitcoin ist die älteste, bekannteste und grösste Kryptowährung. Sie wurde erstmals 2008 in einem White Paper von Satoshi Nakamoto, dessen wahre Identität bis dato unbekannt ist, vorgestellt. Das Ziel war es, ein neues digitales Zahlungssystem zu erschaffen. Erstens sollen zwei Parteien direkt miteinander und ohne Mittelsmann handeln können. Zweitens soll ein kryptografischer Beweis, anstelle von Vertrauen in eine zentrale Organisation, die Korrektheit von Überweisungen bestätigen. Für die Verifizierung der Transaktionen erhalten die Netzwerkteilnehmer („Miner“) zur Belohnung Bitcoin. Alle bestätigten Transaktionen werden in einer transparenten Blockchain, einer dezentralen Datenbank, aufgezeichnet. Drittens soll die Währung nicht durch Zentralbanken entwertet werden können. Aus diesem Grund ist die maximale Anzahl Bitcoin auf 21 Millionen beschränkt. Aktuell gibt es 18,5 Millionen Bitcoin und es wird voraussichtlich bis ins Jahr 2140 dauern, bis der letzte Bitcoin geschürft wird.

Argumente für Bitcoin
  • Digitaler Wertspeicher: Ähnlich zu Gold ist die Anzahl an Bitcoin beschränkt und kann, im Gegensatz zu Fiat-Währungen, nicht beliebig durch Zentralbanken vermehrt werden. Dadurch schützt Bitcoin vor der laufenden monetären Entwertung durch die ultralockere Geldpolitik.
  • Generationenwechsel: Wie in einer Studie von JP Morgan eruiert, bevorzugen Millennials Bitcoin gegenüber Gold. Bitcoin ist portabler, besser teilbar und einfacher übertragbar. Eine langfristige Umschichtung von Investitionen in Gold zu Bitcoin könnte somit stattfinden. Die Bitcoin-Marktkapitalisierung beträgt aktuell nur ca. 4 % von der Goldkapitalisierung.
  • Netzwerkeffekt: Das Netzwerk an Teilnehmern wächst kontinuierlich, wodurch Bitcoin nützlicher und wertvoller wird. Ein höherer Preis zieht wiederum mehr Teilnehmer an.
  • Fluchtwährung: Vor allem in Schwellenländern wird Bitcoin als Fluchtmittel aus dem nationalen Geldsystem benutzt. Beispiele sind Venezuelas Wirtschaftskrise, der Verfall der türkischen Lira oder Chinas Kapitalverkehrskontrollen.
Argumente gegen Bitcoin
  • Regulierung: Bitcoin ist eine Gefahr für das staatliche Geldmonopol, weshalb Bitcoin verboten werden könnte. Je grösser das Netzwerk, desto schwieriger ist jedoch ein Verbot, welches zudem international koordiniert werden müsste.
  • Skalierbarkeit: Die Bitcoin-Blockchain ist aktuell viel zu langsam, um als weltweites Zahlungssystem zu funktionieren. Pro Sekunde können nur 5 Transaktionen abgewickelt werden, wohingegen das VISA-Zahlungssystem 1700 Transaktionen schafft.
  • Energieverbrauch: Die Gewinnung von Bitcoin durch Rechenprozesse (Mining) verbraucht laut der University of Cambridge 0,40 % des weltweiten Stroms. Wäre Bitcoin ein Land, wäre es auf Platz 35, noch vor Finnland, Belgien oder der Schweiz. Es bräuchte ein grundlegendes technisches Update, um den Ressourcenverbrauch in den Griff zu bekommen.
  • Konzentrationsrisiko: Die Dezentralisierung des Netzwerks ist nicht gesichert, da grosse chinesische Mining-Pools (Zusammenschluss von einzelnen Minern) bis zu 65 % ausmachen. Ökonomische Interessen haben bisher überwogen, aber das muss nicht immer so sein.
  • Marktvolatilität: Der Preis schwankt zu stark, um sich als Währung oder Wertspeicher zu eignen. Zudem sind viele Handelsplätze weiterhin wenig reguliert und anfällig für Marktmanipulation.
Alternativen zu Bitcoin

Neben Bitcoin existiert eine Vielzahl von alternativen Coins, sogennante Altcoins. Ungefähr 100 Coins sind mehr als USD 100 Millionen wert. Manche verfolgen im Stil von Bitcoin den Aufbau eines dezentralen Zahlungssystems, andere hingegen haben ganz andere Ziele. Es gibt dezentrale und zentrale Ansätze, es gibt limitierte und unlimitierte Coins, sowie unterschiedliche Verifizierungsmethoden. Gemein ist ihnen jedenfalls die Verwendung der Blockchain-Technologie.

Das im Jahr 2015 gestartete Ethereum-Netzwerk ist gemäss Marktkapitalisierung die Nummer 2. Ethereum ist nicht nur ein Zahlungssystem, sondern vielmehr eine auf Blockchain basierende Softwareplattform für Smart Contracts und dezentralisierte Applikationen (DApps). Es gibt eine eigene Programmiersprache zur Erstellung dieser Anwendungen. Betrieben werden die Anwendungen durch die Kryptowährung „Ether“, deren Coins zur Belohnung für die Verifizierung der Transaktionen an die Miner ausgegeben werden. Smart Contracts sind Programme, die bei Einzahlung von einer im Vertrag festgelegten Anzahl von Ether automatisch ausgegführt werden. DApps basieren wiederum auf Smart Contracts. Beispiele von existierenden DApps sind dezentrale Kryptobörsen oder Computerspiele. Im Unterschied zu Bitcoin ist die maximale Anzahl Coins nicht begrenzt. Um die Skalierbarkeit zu erhöhen und den Stromverbrauch zu verringern, wurde Ende November ein Aktualisierungsprozess (Ethereum 2.0) eingeleitet. Für den langrfristigen Erfolg von Ethereum ist die Entwicklung von attraktiven Anwendungen essentiell.

Ripple Labs möchte mit seinem Coin „XRP“, die Nummer 3 nach Marktkapitalisierung, in Zusammenarbeit mit dem bestehenden Finanzsystem ein schnelleres und günstigeres Zahlungssystem errichten. Partnerfirmen sind unter anderem Standard Chartered, Santander und MUFG. Ripple hilft Banken dabei, grenzüberschreitende Zahlungen in Echtzeit durchzuführen. Das Spezielle an der verwendeten Blockchain ist, dass kein Mining und somit kein grosser Stromverbrauch erforderlich ist. Alle 100 Millionen XRP-Coins wurden schon bei der Entstehung im Jahre 2012 geschürft. Der Grossteil wird vom Unternehmen Ripple selbst gehalten und kann nach bestimmten Regeln am Markt verkauft werden. XRP hat wie Bitcoin ein beschränktes Angebot, ist aber ein zentralisierter Ansatz. Die Geschwindigkeit ist mit 1500 Transaktionen pro Sekunde viel schneller. Der Erfolg von Ripple wird davon abhängen, möglichst viele Banken auf ihr Abwicklungssystem zu bringen.

Die anhand von Bitcoin, Ethereum und Ripple aufgezeigten Unterschiede verdeutlichen, dass keine Kryptowährung wie die andere ist. Jedes Projekt hat seine eigenen Besonderheiten.

Wie investieren?
  • Der direkte Kauf von Kryptowährungen erfolgt über spezielle Onlinebörsen, wobei ein mehr oder weniger aufwändiger KYC-Prozesses durchlaufen werden muss. Aus Bequemlichkeit lagern viele Käufer ihre digitalen Assets nach dem Kauf bei der jeweiligen Börse. Damit setzen sie sich aber dem Sicherheitsrisiko des Anbieters aus. In der Vergangenheit kam es öfters zu IT-Hacks und Diebstahl. Um diesem Risiko zu entgehen, kann ein eigenes Wallet aufgesetzt werden. Neben digitalen Varianten gibt es auch Cold-Wallets auf eigens dafür konzipierten Geräten, welche nicht mit dem Internet verbunden sind.
  • Der indirekte Kauf über depotfähige Wertpapiere ist logistisch schneller, bietet jedoch logischerweise keine direkte Verfügung über die Kryptowährungen. Die meisten Wertpapiere sind in ihrer Ausgestaltung Zertifikate, also Schuldverschreibungen des Emittenten mit entsprechendem Gegenparteirisiko. Der Preis für die einfachere Handhabung sind jährliche Managementgebühren von 1,5 bis 2,5 %. Je nach Land kann die steuerliche Behandlung von Wertpapieren vorteilhaft oder nachhaltig gegenüber dem direkten Kauf sein.
Chart

Der langfristige Trend an aktiven Bitcoin-Adressen steigt im Einklang mit der Preisentwicklung, was für eine breite Partizipation spricht. Fast 19,6 Millionen Adressen waren im November 2020 aktiv. Das ist der höchste Stand seit Januar 2018.

Sources: Bloomberg, JP Morgan, University of Cambridge, Glassnode, Coindesk.com, Coinmarketcap.com, Goldeneaglecoin.com, Ethereum.org, Ripple.com

FINAD CIO Team