Die Zeit nach der Finanzkrise war geprägt von Zurückhaltung bei Ausgaben. Während dieser Zeit haben viele besorgte Hausbesitzer ihre Schulden zurückbezahlt, vorsichtige Unternehmen wenige Investitionen getätigt und diverse Regierungen Sparpläne eingeführt.

Seit geraumer Zeit ist dieses Bild in den Hintergrund gerückt. Regierungen weltweit haben Konjunkturprogramme eingeführt, wobei Konsumentinnen aktuell mehr Geld für Güter ausgeben als zuvor. Dies führt dazu, dass die Nachfrage nach Gütern massiv steigt und Produktionsanlagen und Lieferketten, in die zuvor wenig investiert wurde, schnell an ihren Anschlag geraten. Das heutige Bild zeigt Containerschiffe in Kalifornischen oder Chinesischen Hafen, die Schlange stehen um gelöscht oder beladen zu werden, und Güter-Preise, die massiv in die Höhe schnellen. Die Folge – eine „Shortage Economy“ zu Deutsch eine Mangelwirtschaft. Der unmittelbare Grund, auch hier – Covid-19.

Welche Güter sind davon betroffen?

Äusserst ausgeprägt ist die Mangelwirtschaft im Bereich der Elektronik. Dies weil die Nachfrage nach solchen Gütern während der Pandemie zum einen enorm angestiegen ist und zum anderen weil viele Fabriken den Betrieb aufgrund von Corona-Ausbrüchen zeitweise oder sogar dauerhaft einstellen mussten. Die logische Konsequenz ist, dass die Nachfrage grösser als das verfügbare Warenangebot ist. Doch auch bei anderen Gütern gibt es aktuell drastische Lieferengpässe und zwar bei:

  • Stahl, Aluminium, Holz und Kunststoffen
  • Schuhen, Kleidung, Fahrrädern
  • Mikrochips
Gefahren der „Shortage Economy“ am Beispiel von China, Taiwan und den USA

Taiwans Wirtschaft ist nach wie vor vom Handel mit China abhängig. Schliesslich ist die Volksrepublik der grösste Handelspartner der Republik im westpazifischen Ozean. In den letzten Jahren kam es jedoch vermehrt zu Störungen der Wirtschaftsbeziehungen der beiden Länder. Teilweise aufgrund des Drucks welcher von Peking auf Taiwan ausgeübt wurde. Die Besorgnis der taiwanesischen Behörden über die übermässige Abhängigkeit vom Handel mit China stieg stetig.

Ein Grossteil der Abhängigkeit ist auf die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) zurückzuführen, letztere ist der weltweit grösste Auftragsfertiger von Mikrochips und Hauptlieferant für Apple und andere, grosse US-Unternehmen. TSMC ist eines von nur zwei Unternehmen weltweit (das zweite ist Samsung), welches über das technologische Know-how verfügt, um kleinste und modernste Chips herzustellen. Es produziert beinahe 90 Prozent des weltweiten Bedarfs.

Experten argumentieren, dass alleine die Abhängigkeit der USA von taiwanesischen Chip-Firmen ihre Motivation erhöht, Taiwan vor einem chinesischen Angriff zu schützen. Präsident Biden hat erkannt, wie sehr die Vereinigten Staaten von wichtigen Chips von einem einzigen Unternehmen abhängig sind, und sich für die Stärkung der US-Chipindustrie eingesetzt. Auch China ist auf taiwanesische Chips angewiesen, wenn auch nicht in dem Ausmass wie es die Vereinigten Staaten sind.

Das obige Beispiel zeigt, wie die Abhängigkeit von einem einzigen Unternehmen, in einem fremden Hoheitsgebiet, eine ganze (Welt-)Wirtschaft schwächen kann.