Wenn die Zinsen tief, die Aktienkurse hoch und die Aussichten ungewiss sind, suchen viele Anlegerinnen und Anleger Alternativen zu Aktien oder Anleihen. Einige entdecken Private Equity als Anlagealternative. Warum? Wir erklären leicht verständlich, was Sie wissen sollten, bevor Sie selber investieren.

Private Equity ist ausserbörsliches Eigenkapital oder privates Beteiligungskapital. Investoren beteiligen sich direkt an einem Unternehmen oder indirekt (über einen Fonds oder eine Private-Equity-Gesellschaft) an mehreren Unternehmen – von der Gründung über Zwischenfinanzierungen bis zum Börsengang oder Management Buyout. In der Regel sind die Aktien nicht börsennotiert und werden ausserbörslich gehandelt. Das gilt für die meisten Unternehmen in Europa: Vom vielversprechenden Startup, das Start- oder Wachstumskapital sucht, bis zum marktführenden KMU, das Geld für Forschung und Entwicklung oder eine Übernahme braucht. 2020 finanzierten Private-Equity-Anleger mehr als 8000 Unternehmen in Europa mit rund 88 Milliarden Euro (Quelle: Invest Europe und European Data Cooperative).

2020 legten Private-Equity-Investoren 88 Milliarden Euro in mehr als 8000 Unternehmen an. Am meisten in Informations- und Kommunikationstechnologien, Konsumgüter und -dienstleistungen sowie Biotechnologie und das Gesundheitswesen

Vorteile von Private Equity

Dank der geringen Korrelation mit traditionellen Anlageklassen ergänzt Private Equity grössere Vermögen sinnvoll. Weil der Wert der Beteiligungen weniger vom kurzfristigen Auf und Ab der Börsen abhängt und sich unabhängig von Kursen oder Renditen entwickelt, diversifizieren Sie mit Unternehmensbeteiligungen Ihr Portfolio und optimieren das Risiko-Rendite-Verhältnis. Vor allem direkte Private-Equity-Beteiligungen versprechen langfristig eine Mehrrendite, weil die Wertschöpfung in vielen Unternehmen mehrheitlich vor dem Börsengang passiert. Ausserdem können Sie als Investorin oder Investor mehr Einfluss auf Entscheidungen nehmen, Ihre Unternehmen mit Know-how und Expertise unterstützen oder Türen dank Ihren guten Kontakten öffnen. Bei indirekten Beteiligungen übernimmt die Fondsgesellschaft oder Private-Equity-Gesellschaft in der Regel diese Aufgaben für Sie und vertritt Ihre Interessen.

Nachteile von Private Equity

Für Private-Equity-Investitionen brauchen Sie einen langen Atem. Rechnen Sie mit einem Anlagehorizont von zehn Jahren und einer geringen oder negativen Rendite in den ersten Jahren. Unabhängig davon, ob Sie sich mit Venture Capital an einem Startup oder Growth Capital an einem KMU beteiligen. Der Sekundärmarkt ist wenig liquide, darum sollten Sie das Kapital nicht plötzlich zurückziehen müssen. Ausserdem unterliegen Privatgesellschaften weniger strengen aufsichtsrechtlichen Auflagen und müssen weniger oft und weniger transparent über ihren Geschäftsgang berichten als börsennotierte Unternehmen.

Augen auf bei der Partnerwahl

Private-Equity-Investitionen sind riskanter und brauchen mehr Ausdauer als andere Anlagen. Darum ist eine fundierte Due-Diligence-Prüfung entscheidend für Ihre Anlageentscheidungen. Unabhängig davon, ob Sie Geld in ein Unternehmen, in eine Private-Equity-Gesellschaft oder in einen Private-Equity-Fonds anlegen. Solche finanziellen, rechtlichen, steuerlichen sowie wirtschaftlichen Prüfungen dauern Monate und brauchen Branchenwissen, Erfahrung, Fachexpertise und gute Kontakte. Darum sollten Fachleute das Unternehmen oder den Fonds auf Herz und Nieren prüfen, bevor Sie investieren. Die Due Diligence trennt die Spreu vom Weizen.

Private Equity für Privatanleger

Private Equity bringt Ertrag, Liquidität und Sicherheit besser ins Gleichgewicht, optimiert das magische Dreieck der Geldanlage und ergänzt traditionelle Anlagen sinnvoll. Lange waren Privatmarktanlagen institutionellen Investoren und vermögenden Privatanlegern vorbehalten. In der Schweiz erlaubt die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht nur qualifizierten Anlegern, in Private Equity zu investieren. Qualifiziert heisst unter anderem, dass Sie mindestens 500’000 Franken bankfähige Vermögenswerte (bankable assets) besitzen. Darum gibt es erste Anlagefonds oder FinTech-Startups für Privatanleger, die weniger investieren können oder wollen. Wer, wie von vielen Vermögensverwaltern empfohlen, 5 Prozent in Private Equity anlegt, braucht für eine Investition von 50’000 Franken mindestens 1 Million Franken Vermögen.

Ertrag, Liquidität und Sicherheit hängen direkt voneinander ab und konkurrieren sich. Rentable Anlageformen beispielsweise sind weniger liquide oder weniger sicher. Keine Anlageform erfüllt alle Kriterien. Die Gewichtung von Ertrag, Liquidität und Sicherheit hängt vom Anlageziel und Anlagehorizont ab und ist die Grundlage für die Vermögensallokation und Portfoliodiversifikation.

Ist Private Equity etwas für Sie?

Private Equity ist nicht für jedermann oder jederfrau. Wir empfehlen direkte oder indirekte Unternehmensbeteiligungen privaten Investorinnen und Investoren mit einem Anlagevermögen von 5 Millionen Franken oder mehr, einem langfristigen Anlagehorizont und einer überdurchschnittlichen Risikobereitschaft. Falls Sie Ihr Portfolio optimal diversifizieren, das Risiko breit streuen und attraktive Renditechancen nutzen wollen, sollten Sie sich Gedanken über Private Equity machen. Wenn Ihnen dafür die Zeit, die Muse und/oder das Know-how fehlt, kann Sie ein unabhängiger Berater begleiten. Er prüft und empfiehlt Investitionsmöglichkeiten, holt die richtigen Fachleute ins Boot, verwaltet Ihre Projekte von der Due Diligence bis zur Vertragsunterzeichnung und stimmt alle Private-Equity-Investitionen aufeinander ab.

«Private Equity ist Vertrauenssache und eignet sich für die Portfoliodiversifikation grösserer Anlagevermögen ab fünf Millionen Franken oder Euro.»