Ein Unternehmen auf- und ausbauen oder übernehmen und weiterentwickeln ist ein Lebenswerk. Darum ist ihre Nachfolge für Unternehmerinnen und Unternehmer eine emotionale Entscheidung, die viele (zu) lange aufschieben. Wie planen Sie Ihre Nachfolge frühzeitig und sinnvoll?

Laut Dun & Bradstreet werden in den nächsten fünf Jahren mehr als 91’000 kleine und mittlere Unternehmen in der Schweiz ein Nachfolgeproblem haben. Das kann im schlimmsten Fall zur Auflösung der Firma führen und Arbeitsplätze, Kapital sowie Know-how vernichten. Besonders stark betroffen sind Unternehmen mit 10 bis 49 Mitarbeitenden (15,4 Prozent) und bis zu 9 Mitarbeitenden (15,2 Prozent). Der Anteil der Firmen mit 50 bis 249 Mitarbeitenden ist mit 7,8 Prozent nur halb so hoch. Offenbar planen und regeln Unternehmerinnen und Unternehmen, die grössere Firmen leiten, ihre Nachfolge früher.

Der Zeitpunkt für die Nachfolgeplanung

Planen Sie Ihre Nachfolge lieber früher als zu spät. Die Übergabe von Familienunternehmen dauert in der Regel jahrelang:

  • 6,6 Jahre, wenn Sie die Nachfolge familienintern lösen (Family Buy-out)
  • 3,3 Jahre, wenn Sie das Unternehmen an Mitarbeitende verkaufen (Management Buy-out)
  • 1,6 Jahre, wenn Sie das Unternehmen an Aussenstehende verkaufen (Management Buy-in)

Das ist gemäss Studie die durchschnittliche Zeit vom ersten Gespräch bis zur Übergabe. Ein Beispiel: Wenn Sie sich zum Beispiel mit 65 Jahren zurückziehen und das Unternehmen Ihren Nachkommen übergeben wollen, sollten Sie sich spätestens im Alter von 58 Gedanken über die Nachfolgeregelung machen.

Vier mögliche Nachfolgelösungen

Zwei von fünf KMU werden von der Familie weitergeführt, eines vom Management übernommen und zwei an Dritte verkauft. Alle Nachfolgelösungen haben ihre Vorteile und Einschränkungen:

  • Family Buy-out: Die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer hoffen, dass die Nachkommen ihr Lebenswerk weiterführen. Der Generationenwechsel klappt am besten, wenn die Kinder früh ins Unternehmen einsteigen, das Geschäft von Grund auf lernen und sich den Respekt ihrer Mitarbeitenden verdienen – falls sie das wollen. Ob die Kinder dafür qualifiziert sind, ist für viele Eltern meist schwierig zu beurteilen.
  • Management Buy-out: Ohne Nachkommen oder falls die Kinder das Unternehmen nicht führen können oder wollen, ist das bisherige Management die naheliegendste Lösung. Die Mitarbeitenden kennen den Markt, verstehen das Geschäft und haben ihre Qualifikation bewiesen. Ausserdem ist Kontinuität wichtig für das Vertrauen der Kunden, Partner und Mitarbeitenden. Oft treffen hier unterschiedliche Vorstellungen über den Wert des Unternehmens aufeinander, die es zu lösen gilt.
  • Management Buy-in: Immer mehr Familienunternehmen werden an familien- und firmenfremde Dritte verkauft. Zum einen sichert der Verkauf die Zukunftsaussichten, weil neue Besitzer neue Ideen einbringen. Zum anderen ist der Verkaufserlös in der Regel höher als bei der Übergabe an Nachkommen oder bei einem Management Buy-out – unter anderem, weil die Suche nach einem externen strategischen Käufer höher ist. Ausserdem vermeidet ein Verkauf mögliche erbrechtliche Streitigkeiten, weil der Erlös einfacher fair aufgeteilt werden kann als ein Unternehmen.
  • Trade Sale: Unternehmen ohne familieninterne Nachfolgelösung werden häufig an strategische oder industrielle Investoren verkauft, in der Regel andere Unternehmen aus derselben Branche. Bei einer Aktiengesellschaft oder Gesellschaft mit beschränkter Haftung werden in der Regel sämtliche Anteile verkauft (Asset Deal), das vereinfacht wie beim Management Buy-in die spätere Erbteilung.

Was macht der bisherige Inhaber?

Nach vielen Family Buy-outs oder Management Buy-outs bleibt der bisherige Inhaber finanziell am Unternehmen beteiligt, weil die Nachkommen oder das Management nicht genügend liquide sind, um sämtliche Anteile zu übernehmen. In Unternehmen mit hoher Liquidität könnte das mit einer schuldenbasierten Dividendenausschüttung gelöst werden, was aber die unternehmerische Flexibilität einschränkt. Eine Rolle spielt auch, ob der Inhaber ganz aussteigen oder sich noch strategisch einbringen will.

Guter Rat ist nicht teuer, aber wertvoll

Bei der Entscheidung für ihre Nachfolge hören viele auf ihr Herz. Hören Sie aber auch auf Ihren Kopf: Ein Berater hilft, emotionale und rationale Argumente für eine Lösung oder gegen einen Nachfolger abzuwägen. Die individuelle Nachfolgeplanung baut auf vielen Säulen auf, unter anderem:

  • Ist-Analyse mit Altersvorsorge, Risikoanalyse, Unternehmensbewertung und Vermögenswerten
  • Soll-Analyse mit den persönlichen (finanziellen) Zielen und der Vision für das Unternehmen
  • Szenarien mit finanziellen, rechtlichen sowie steuerlichen Folgen für Familie und Unternehmen
  • Empfehlungen für Ehe- und Erbverträge, Familienverfassungen, Testamente oder Vorsorgeaufträge

Ein seriöser Berater hört zu, stellt Fragen und empfiehlt erst Lösungen, wenn er Ihre Wünsche sowie die Bedürfnisse der Familie und der Firma verstanden hat. Auf dieser Basis erarbeitet er mit Ihnen ein Gesamtkonzept, das alle Ansprüche unter einen Hut bringt. Er begleitet Sie, Ihre Familie und das Management als Coach durch den ganzen Nachfolgeprozess und schlichtet bei Konflikten. So stellen Sie sicher, dass alle Familienmitglieder fair behandelt werden und sich keine oder keiner benachteiligt fühlt.

Tipp: Entscheidend für eine erfolgreiche Nachfolgelösung ist ein unabhängiger Berater, der sich mit Firmenverkäufen auskennt, in der Private-Equity-Szene gut vernetzt ist und die emotionalen Aspekte versteht.

Die Vorteile einer Nachfolgeregelung

Je früher Sie sich Gedanken über Ihre Nachfolge machen, desto einfacher wird der Generationen-, Kurs- oder Machtwechsel für alle. Sie können Ihre Nachfolgerin oder Ihren Nachfolger ohne Druck einarbeiten, sich schrittweise aus dem Tagesgeschäft zurückziehen und Ihren wohlverdienten Ruhestand entspannt und sorgenfrei geniessen. Ihre Nachfolgerin oder Ihr Nachfolger hat mehr Zeit und kann noch viel von Ihnen lernen, bevor sie oder er die Verantwortung übernimmt. Und die Mitarbeitenden können sich länger auf neue Aufgaben und Kompetenzen vorbereiten. Darum dauert eine durchdachte Nachfolge Jahre.

«Emotionen spielen neben finanziellen, rechtlichen sowie steuerlichen Überlegungen eine zentrale Rolle in der Nachfolgeplanung. Darum sollten sich Unternehmer früh mit ihrer Nachfolge auseinandersetzen.»