Jüngste Entwicklungen

Die überraschende Nichteinigung der OPEC+ über Ölförderkürzungen am Wochenende hat den ohnehin schon angeschlagenen Finanzmärkten einen negativen Schlag versetzt. Nachdem der Rohölpreis um bis zu einem Drittel von Freitag auf Montag sank, starteten die Aktienindizes ebenfalls mit sub-stanziellen Abschlägen von bis zu 10% in die neue Handelswoche.

Ölpreise auf derart niedrigem Niveau waren zuletzt in den Jahren 2015 und 2016 zu beobachten und gaben bereits damals Anlass zur Sorge, dass hochverschuldete Ölförderunternehmen, insbesondere in den USA und den Subsektoren Fracking und Ölschiefer/-sande, in Schwierigkeiten geraten könnten. Dazu könnte die sehr positive Stimmung der US-Konsumenten, welche auf Vollbeschäftigung basiert, durch Entlassungen leiden. Noch am Freitag war ein sehr guter Bericht des US-Arbeitsministeriums veröffentlicht worden, der mit der Schaffung neuer Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft von 273.000 und einer Arbeitslosenrate von 3,5% glänzte.

 

Aktuelle Fakten

Aktienindizes fallen um bis zu 20% seit den Höchstständen und bringen attraktive Bewertungen mit Dividendenrenditen von durchschnittlich 2,5 bis 5,0%.

Renditen 10-jähriger Staatsanleihen fallen auf Allzeittiefststände bei plus 0,35% in den USA, minus 0,86% in Deutschland und minus 1,04% in der Schweiz.

Der US-Dollar tendiert mit fast 7% schwächer gegenüber seinem diesjährigen Höchststand unter 1,08 gegen den Euro. Schweizer Franken und Japanische Yen sind unter den großen Währungen die stärksten und legen auf mehrjährige Höchststände zu.

Gold notiert bei mehr als USD 1.700 und erreicht damit einen Anstieg von ca. 45% innerhalb von etwas mehr als 18 Monaten.

Zins-Spreads zwischen Investment Grade und Non-Investment Grade weiten sich zwar leicht aus, bleiben aber auf historisch tiefen Niveaus. Erwartet werden nur geringe Anstiege bei den Ausfallsraten. Kleine und mittelgroße Unternehmen in zyklischen Sektoren werden am meisten betroffen sein.

Sentimentindikatoren zu Fear und Greed (2 von 100 Punkten) sowie zur Volatilität (>60%) signalisieren deutlich überverkaufte Niveaus, die historisch gesehen Kaufgelegenheiten waren.

 

Änderungen im ausgeglichenen Portefeuille

Reduktion High Yield Emerging Markets (minus 2,0 bis 2,5% Gewichtung) zugunsten von Cash (danach zwischen 9,5 und 12,5%)

Unveränderte Aktieninvestitionsquote von 43,5% in gemischten Portfolios. Durch die weitestgehende Meidung der gebeutelten Sektoren Energie, Finanzen, Automobile, Travel und Tourism ist keine unmittelbare Sektorenanpassung erforderlich. Die Fokussierung auf wachstums- und cashflowstarke Unternehmen treibt weiterhin unsere Aktienstrategie.

 

Unmittelbarer Ausblick

In Antizipation der Sitzungen der EZB an diesem Donnerstag und der Federal Reserve am nächsten Dienstag und Mittwoch könnte eine Aufstockung der Aktien auf 46% erfolgen.

In Aktien sehen wir neben Gold und Immobilien eine der Assetklassen, welche eine deutlich höhere Gewichtung zu Cash und Anleihen in einem historischen Niedrigzinsumfeld rechtfertigen.

Wir bleiben langfristig für «Real-Assets» positiv und sehen die aktuellen Entwicklungen als vorübergehend im 1. Halbjahr 2020 an, die zwar eine technische aber keine nachhaltige inhaltliche Rezession mit sich bringen.

 

Christian Tury