„When Lambo“ ist die wahrscheinlich meistbenützte Phrase im Universum der Kryptowährungen. Sie wird von Investoren oft als Witz verwendet, um zu fragen, wann ihre Kryptos endlich so viel Wert sind wie ein Lamborghini. Die Luxus- und Sportwagenmarke hat sich in den letzten Jahren in der Kryptoinvestoren-Szene als Statussymbol und Zeichen für Erfolg etabliert. Und passend zum neuen Höhenflug von Bitcoin in diesem Jahr hat Lamborghini erst kürzlich bekanntgegeben, bis April 2022 ausverkauft zu sein. 

Für viele junge Kryptomillionäre stellt sich die Frage, ob und wie Gewinne realisiert werden sollen. Unserer Meinung nach gibt es keine generell passende Antwort darauf, da die Kundensituation immer individuell zu beurteilen ist. Es gibt jedoch ein paar grundsätzliche Überlegungen, die man anstellen kann.


Wann Gewinne realisieren?

Eine zentrale Rolle spielt die Überzeugung bzw. das Anlageziel bezüglich Kryptowährungen. Fußt die Investition auf der langfristigen Sichtweise, dass Kryptowährungen zukünftig eine weltweit benutzte und anerkannte Assetklasse sein werden, so sollten Gewinne eher nicht realisiert werden. Schließlich würden wir uns aus dieser Sicht noch am Anfang eines langen Prozesses befinden, durch den weitere große Kursgewinne zu erwarten wären.

Einen Schritt weitergedacht, könnte es auch so sein, dass Kryptowährungen eines Tages weltweit für Zahlungen eingesetzt werden. El Salvadors Pläne beispielsweise, Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel einzuführen, gelten hierfür als Referenzbeispiel. In diesem Fall muss nie verkauft werden, weil der Lamborghini-Händler zukünftig Bitcoin akzeptieren würde. Ob es so kommen wird, ist ungewiss, jedoch können so stark überzeugte Investoren die hohe Volatilität – welche aus Kryptomillionären schnell ehemalige Millionäre macht – sicherlich besser aushalten.

Bei spekulativ engagierten Investoren, ohne besonderer fundamentaler Überzeugung, ist die Toleranz, den schnell gewonnenen Reichtum wieder zu verlieren, in der Regel geringer. Die entscheidende Frage ist, wie die Person auf einen typischen Bear Market von -80% reagieren würde. Während der fundamental überzeugte Investor wahrscheinlich weiter an der Position festhält, läuft der spekulative Investor Gefahr, zum schlechtesten Zeitpunkt zu verkaufen. Vor allem für diese Personen macht es unserer Meinung nach Sinn, zumindest einen Teil der Gewinne zu realisieren und in andere Anlageklassen zu investieren.

Aus Sicht des Portfolio- und Risikomanagements ist Diversifikation auch für fundamental überzeugte Investoren sinnvoll, unsere Erfahrung zeigt jedoch, dass diese daran oft geringeres Interesse zeigen. Unabhängig von der Überzeugung, empfehlen wir, zumindest so viel zu realisieren, wie nötig ist, um den Lebensstandard – in „echtem Geld“ – nachhaltig abzusichern.

Wie Gewinne realisieren?

Um aus seinen Kryptowährungen Liquidität zu schaffen, gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten. Der einfachste und schnellste Weg ist der direkte Verkauf.

Eine Alternative zum Verkauf sind Kredite, die mit Kryptowährungen besichert sind. Global agierende Unternehmen, die sich auf dieses Geschäftsfeld spezialisiert haben, sind beispielsweise BlockFi, Celsius Network oder Nexo. Diese Kryptobanken betreiben wie herkömmliche Banken sowohl das Einlagen- als auch das Kreditgeschäft, nur eben mit Kryptowährungen. Die Kredite sind überbesichert, das heißt für Bitcoin im Gegenwert von 1 Million Euro werden beispielsweise nur 500.000 Euro als Kredit vergeben. Ein Kredit verbindet schnelle Liquidität mit der Möglichkeit weiterhin an Kursgewinnen zu partizipieren, weil die Kryptos nicht verkauft werden, sondern im Eigentum verbleiben. Stark fallende Kurse während des Kredits sind jedoch ein Risiko und können zu einer Nachschusspflicht der Sicherheiten führen (Margin Call).

Eine weitere Möglichkeit, um Liquidität zu schaffen, ohne verkaufen zu müssen, ist seine Kryptos mittels Sparkontos bei Kryptobanken anzulegen. Die üblicherweise wöchentlich gezahlten Zinsen betragen, je nach Kryptowährung, aktuell 2% bis 10%. Dem laufenden Einkommen aus Zinsen steht das Gegenparteirisiko des Anbieters gegenüber. Wem das Gegenparteirisiko nicht zusagt, der kann durch DeFi-Protokolle (DeFi steht für Decentralized Finance), welche Großteils auf der Ethereum Blockchain laufen, ebenfalls Kredite aufnehmen oder Kryptos veranlagen. Hierbei ist das Risiko von möglicherweise fehlerhafter Software zu berücksichtigen und ein Verständnis für die Funktionsweise des Protokolls wichtig. Bevor eine Handlung gesetzt wird, ist es auf jeden Fall ratsam die steuerliche Auswirkung zu prüfen. Je nach Transaktion und vor allem je nach Jurisdiktion unterscheiden sich die Konsequenzen sehr stark.

Der Weg zum „Lambo“ ist also nicht zwangsläufig mit einem Verkauf verbunden. Es gibt eine Reihe an alternativen Möglichkeiten, um die Früchte seines Kryptovermögens zu genießen. Ob Gewinne realisiert werden sollten, kann nicht pauschal beantwortet werden und hängt unserer Meinung nach von der Überzeugung des Investors und der individuellen Umstände ab.

Wenn Sie zu Kryptowährungen Fragen haben oder eine zweite Meinung einholen möchten, sind wir gerne Ihr Ansprechpartner.