Am 14.7.2021 verkündete die Europäische Kommission im Rahmen ihres Aktionsplans „Fit for 55“, dass zur Erreichung der europäischen Klimaziele ab 2035 keine neuen Autos mit Verbrennungsmotoren mehr zugelassen werden sollen. Das kam, nach entsprechenden früheren Ankündigungen von einigen Ländern, wie den Niederlanden, Großbritannien, Schweden oder Frankreich, aber und auch von diversen Autoherstellern, nicht wirklich überraschend. Es stellte sich schnell heraus, dass man zwar die Emissionen verbieten wird, aber grundsätzlich eine technologieoffene Lösung anstrebt. Das bedeutet, dass neben reinen Elektroautos theoretisch auch Verbrennungsmotoren weiter erlaubt wären, wenn sie CO2-neutral betrieben werden können. Damit sind zum Beispiel alle Überlegungen hinsichtlich synthetischer Kraftstoffe noch im technologischen Rennen.


Was könnte nun ein Emissionsverbot für Autosammler – und damit für die oft beträchtlichen Werte in diesen Sammlungen – bedeuten? Wie bei allen Investments, stellt sich auch bei Oldtimersammlungen die Frage des richtig getimten Exits. Ein Exit sollte möglichst erfolgen, bevor eventuell gesetzliche Restriktionen oder Imageprobleme eine Sammlung entwertet haben.

Wenn also neue Verbrenner nicht mehr erlaubt sind, was passiert mit alten Verbrennern? Für die meisten Sammlerautos wird es wohl Ausnahmen geben, wenn diese als Kulturgut anerkannt sind. Dafür sprechen die meisten Äußerungen von Politikern und Interessensvertretern und der generelle Bestandsschutz für schon zugelassene Fahrzeuge. Oldtimer können aus diesem Grund bereits jetzt von Umwelt-Fahrverboten befreit werden und die Oldtimer-Szene stellt einen nicht unbedeutenden Wirtschaftszweig dar. Außerdem sind alte Autos in der Bevölkerung beliebt, verstehbar und handwerklich wertvoll. Das Zuschauerinteresse bei Oldtimermessen und -rallyes ist anhaltend groß, der Neidfaktor auch bei millionenschweren Klassikern niedrig. Nicht zuletzt ist der Anteil der Oldtimer am Gesamtfahrzeugbestand mit ca. 1% so gering, dass hier wohl guten Gewissens eine für alle akzeptable Lösung möglich sein wird. Alte Autos sind sogar ökologisch sinnvoll, denn die Produktion ist schon passiert, mit damals ungleich weniger Materialeinsatz als heute. Für den zukünftigen Betrieb und Besitz von Fahrzeugen, die sich 2035 dem Alter von 100 Jahren nähern werden, werden wohl andere Einschränkungen, die aktuell schon Vorkriegsoldtimer betreffen (fehlende Ersatzteile, untergehendes Fachwissen, aussterbende Fans), relevanter sein als potentielle Verbote.

Aber es muss auch klar sein: Ausnahmen wird es wohl nur für historische Autos in sehr gutem Zustand gelten, die folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • Das Fahrzeug wurde vor mindestens 30 Jahren hergestellt oder erstmals zugelassen,
  • sein spezifischer Fahrzeugtyp wird nicht mehr hergestellt,
  • es ist historisch erhalten, im Originalzustand bewahrt und technisch nicht wesentlich verändert.

Welche Autos sollten nun als Sammlerstücke für die Zeit nach 2035 gekauft werden? Ein Gedankenaustausch mit dem österreichischen Porsche-Experten Dr. Georg Konradsheim führt zu ein paar allgemein gültigen Regeln:

1. Autokauf als Investment ist immer heikel.

Auch Topmodelle von berühmten Herstellern sind keine Garantie für steigende Preise. Am Anfang, wenn alle Welt sie haben will, sind sie oft ein gutes Geschäft, aber schon nach kurzer Zeit zeigen sich oft Risiken, wie bei anderen Investments auch. So war etwa der Porsche 911 R ein gutes Geschäft für die Käufer (er wurde von Porsche verhältnismäßig günstig verkauft und in begrenzter Stückzahl), der auf den ersten Blick ähnlich positionierte 911 GT3 aber nur ganz kurz (der war teurer und die Stückzahl wurde angehoben). Durch den GT3 hatte aber auch der R vorerst an Wert eingebüßt und sich erst vier Jahre später wieder auf gutem Niveau stabilisiert.

2. Manche Modelle haben einen Startvorteil.

Coupés oder Cabrios, Autos mit einer großen Anhängerschaft und ruhmreicher Geschichte (Ferrari, Porsche, Aston Martin, Maserati, aber auch Alfa-Romeo, Jaguar, BMW oder Mercedes-Benz), Fahrzeuge in geringen Stückzahlen und solche mit ungewöhnlichen (Sonder-)Farben oder ausgefallenen Ausstattungen schaffen den Sprung zum Sammlerstück schneller als Serienautos.

3. Kaufen, was einem gefällt.

Wenn man sich ein Modell aussucht, das einem gefällt und Spaß macht, dazu möglichst objektiv interessant ist, sollte man davon das beste kaufen, das man kriegen kann. Das wird dann sicher emotional, sehr wahrscheinlich aber auch ökonomisch eine sinnvolle Entscheidung sein oder werden.

4. Spekulation bei seltenen Neuwagen geht selten auf.

Der Zeithorizont von spekulativen Käufern ist meistens 1-2 Jahre, die Autos müssen aber bewegt werden und serviciert. Damit wird es oft schwer, Gewinn zu machen, erst recht, wenn man (irgendwann) Zeitdruck verspürt; denn man weiß nicht, wie schnell ein Modell gefragt sein wird. Meistens haben Autopreise eine Kurve nach unten, die sich früher oder später erholt und im Idealfall irgendwann über den Listenpreis steigt.

5. Entscheidend sind immer Marke/Type/Modell

Bei wenig Budget ist statt einem schlechten größeren lieber ein gutes kleineres Modell zu wählen und später gegen ein größeres (zum Beispiel Porsche Boxster Spyder -> 911 Speedster) zu tauschen.


Daraus ergibt sich aus unserer Sicht das theoretisch ideale Sammlerobjekt: Ein Auto aus gutem Haus in geringer Stückzahl, mit einer ungewöhnlichen Farbe, das Sie zu Ihrer Freude 1.000 km pro Jahr bewegen. Wenn Sie dieses später vielleicht erst 2035 verkaufen, in fast Neuwagen-Zustand, haben Sie wahrscheinlich ein gutes Geschäft gemacht.

Und wenn Sie bereits das passende Auto in Ihrer Garage stehen haben: Genießen Sie das bevorstehende Sommerwochenende und bewegen Sie es. Denn wie Dickie Meaden im EVO Magazine die Autos, denen er nachtrauert, analysiert hat:

„With the exception of the Alfa, none have appreciated in value, so it’s not a case of wishing I’d kept them because I’d now be sitting on a small fortune. It’s simply because I loved them then and I’d love them now.”