Zum heurigen Jahresbeginn schien eine regional begrenzte Epidemie in einer chinesischen Provinz einem mehr als eine Dekade anhaltenden Wirtschaftsaufschwung mit Rekordbeschäftigung und niedriger Arbeitslosigkeit nur wenig anhaben zu können. Wenige Wochen später verzeichneten die Finanzmärkte aufgrund der globalen Ausbreitung des Corona-Virus die heftigsten Ausschläge seit der Großen Depression Ende der 1920-er und zu Beginn der 1930-er Jahre. Seit den Februar-Höchstständen in diesem Jahr fielen die Aktienmärkte gemessen an den Leitindizes wie EuroStoxx 50 oder S&P 500 zwischen 35 und 40%, einzelne Aktien besonders betroffener Branchen sogar bis zu 70%. Auch die Rohölpreise stürzten um 60% ab. Renditen von Staatsanleihen bester Bonität notierten wieder nahe ihren historischen Tiefstständen.

Als Reaktion auf diese Ereignisse sorgten wieder einmal die Notenbanken mit weiteren Zinssenkungen und wieder aufgenommenen Wertpapierkäufen für größtmögliche Unterstützung für das Finanzsystem als Transformator der ebenfalls beherzten fiskalpolitischen Maßnahmen. Die Summen, die dafür vorgesehen sind, erreichen noch nie dagewesene Dimensionen, sodass die Verschuldung der Staaten weiter steigt und die Bilanzen der Zentralbanken immer schneller wachsen.

Die Finanzierung der von den Regierungen beschlossenen Milliarden-Hilfspaketen ist noch nicht abzusehen. Dennoch werden die Rufe von Politikern nach Finanztransaktions- und Vermögenssteuern immer lauter. Das Signal, das damit an Selbständige und Unternehmer ergeht, könnte verheerend sein. Die existentiellen Sorgen vieler, insbesondere kleiner und mittelgroßer Unternehmer in der aktuellen Krise sind ohnehin allen, die den Weg in die Selbständigkeit erwägen, eine Warnung. Ein sicherer Job in der öffentlichen Verwaltung scheint vielen jungen Menschen wieder attraktiver. In Verbindung mit dem demographischen Wandel könnten die mittelbaren Kosten der Krisenbewältigung zu einer weiter steigenden Demotivation der Mittelschicht führen.

Vor fast 45 Jahren wurde die FINAD von Kunden erstmals mit der Verwaltung ihrer Vermögen betraut. Seither gilt der erste Blick dem Risiko und damit der Diversifikation eines Portefeuilles. Wer kein Risiko eingeht, wird unter Berücksichtigung von Steuern und Inflation kein Vermögen erhalten oder vermehren können. Bei der Abwägung der Chancen und Risiken waren wir immer gut beraten, uns nicht an historischen Schwankungen einzelner Vermögensklassen allein zu orientieren. Aus vermeintlich risikolosen Anlagekategorien wie Geldmarktprodukten konnten riskante werden, risikoreichere Anlageklassen wie Aktien erwiesen sich langfristig als werterhaltender.

Welche Portefeuilles werden sich zukünftig als widerstandsfähig gegen exogene Schocks zeigen? Die verabreichten geld- und fiskalpolitischen Liquiditätsinjektionen werden auf zurückgefahrene Kapazitäten und reduzierte Produktionsvorteile aufgrund der Deglobalisierung treffen. Null- bzw. Negativzinsen minus einer Inflation, die mittelfristig 3% oder mehr erreichen kann, ergeben kräftige negative Realzinsen, welche Inhaber von Staatsanleihen und Sparguthaben noch schneller enteignen. Aktien und Gold, das seiner Rolle als Absicherung auch in der aktuellen Krise gerecht wurde, bleiben daher die wichtigsten Anlagekategorien zur Immunisierung eines Vermögens gegen reale Wertverluste. Liquidität als Reserve für einen möglichen wirtschaftlichen Einbruch vorzuhalten, wird aber auch zukünftig von großer Bedeutung bleiben. Unternehmen, die eine solide Bilanz mit gesundem Verschuldungsgrad und einem zumindest stabilen Cash Flow aufgrund nachhaltiger Produkte aufweisen können, werden zu den Gewinnern zählen.